Corona hat dem Wohnraum mehr Bedeutung gegeben

Die Quartalserhebung (Verlinkung), die der SBV gestern veröffentlicht hat, zeigt auf, dass Corona die Schweizer Bauwirtschaft stark ausgebremst hat. Wie sieht die langfristige Entwicklung des Hochbaus aus? Es scheint, als würde die Bautätigkeit bald wieder angekurbelt. 


«Bleiben Sie zu Hause», predigte das BAG in diesem Frühjahr ununterbrochen. Auch in diesem Herbst verbringen wir mehr Zeit zu Hause als in früheren Jahren, weil die Freizeitaktivitäten eingeschränkt wurden. Einige Schweizerinnen und Schweizer haben es auch erlebt, dass sie aufgrund einer Quarantäne ihre Wohnung oder ihr Haus nicht verlassen durften. Das alles hat dazu geführt, dass das Wohnen an Wichtigkeit gewonnen hat. Wird das einen Einfluss habe auf die Bautätigkeit? Aktuell ist der Umsatz im Hochbau in gemäss der SBV-Quartalserhebung um 18 Prozent gegenüber dem 3. Quartal 2019 gesunken. 
 
Die Trends deuten allerdings darauf hin, dass sich die Bautätigkeit trotz drohender Rezession erholen dürfte. Das Unternehmen Wüest und Partner hat analysiert, wonach auf Immobilienportalen in den letzten Monaten am meisten gesucht wurde. Das Fazit: Es zeigt sich, dass der Wunsch vermehrt in Richtung grössere Wohnungen geht – das Tiny House steht definitiv nicht mehr zur Diskussion. Viele Personen suchen zudem nach Wohnraum in eher ländlichen Gebieten. Sehr beliebt sind Kleinstädte, die eine gewisse Infrastruktur bieten und die sich doch in einem ländlichen Umfeld befinden. Die Nachfrage steigt auch in Tourismusregionen, wobei es sich dabei nicht um Zweitwohnungen, sondern um Zweitwohnsitze handelt. 
 
Mehr Wohnfläche 
Der Trend zu grösseren Wohnungen ist allerdings nicht neu. Martin Maniera, Verantwortlicher Wirtschaftspolitik beim SBV, hat analysiert, dass sich der Platzbedarf in den Wohnungen seit 1980 um fast 40 Prozent erhöht hat. Reichten vor 40 Jahren noch 31 Quadratmeter pro Person, sind es heute 43 Quadratmeter. Corona hat diesen Trend nun noch verstärkt.  
Gleichzeitig zeigt die Untersuchung von Wüest + Partner, dass die Schweizerinnen und Schweizer seit Corona vermehrt von Wohneigentum träumen. Dies könnte auch in Zusammenhang mit dem Platz in den Wohnungen stehen, denn Maniera belegt, dass Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser im Schnitt grösser sind als Mietwohnungen. Dies hat sich im Laufe der Jahre noch verstärkt, von 7 Quadratmetern zu 11 Quadratmetern.  
 
Teurer Traum 
Indes: Der Preisanstieg bei Einfamilienhäusern ist seit Jahren ungebrochen. «Die Nachfrage nach privatem Wohneigentum ist intakt geblieben, weiterhin realisieren sich genügend Menschen den Traum nach den eigenen vier Wänden», sagt Donato Scognamiglio, Professor für Real Estate an der Universität Bern und CEO IAZI. «Es ist nicht auszuschliessen, dass der Lockdown auch dazu geführt hat, dass viele Familien neue Wohnbedürfnisse entwickelt haben.» Trotz der sich abzeichnenden Rezession steigen die Preise für Wohneigentum also weiter. 
 
Rückläufige Mieten 
Die Angebotsmieten in der Schweiz sind seit 2015 gemäss dem Hauseigentümerverbandes rückläufig. Gemäss der HEV Immobilienbefragung erwarten Experten, dass Wohneigentum nochmals teurer wird, während die Mieten weiter sinken werden. Daher könnte irgendwann ein Punkt erreicht sein, ab dem es sich für Investoren lohnt, Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Ab wann sich diese Umwandlung lohnen könnte, lesen Sie hier am 3. Dezember 2020. 
 
Hier die Wirtschaftsprognose des SBV: 

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Schweizerischer Baumeisterverband

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